Liebe Mitarbeitende,
am Wochenende erreichte uns die traurige Nachricht, dass der langjährige Dienststellenleiter des Samariterstifts Grafeneck Dietrich Sachs nach langem Kampf gegen Covid 19 verstorben ist.
Viele kennen Dietrich Sachs noch persönlich. Er war für Jahrzehnte das Gesicht von Grafeneck. Von 1971 bis 2007, 36 Jahre lang, leitete er gemeinsam mit seiner Frau die Einrichtung und entwickelte sie zielstrebig zu dem was sie heute ist: er traf ein morbides Schloss mit Mehrbettzimmern an, renovierte es, plante und realisierte in den 80er und 90er Jahren die Apartmenthäuser von Grafeneck, die allen Klient:innen ein Einzelzimmer ermöglichten. Durch die neue Verwaltung und die neue Landwirtschaft wurde aus Schloss Grafeneck nach und nach ein lebenswertes Dorf. Auch die Verlagerung der Werkstatt nach Münsingen und die frühzeitige Schaffung von Außenwohngruppen in Münsingen und Gomadingen setzte er um. Er gab damit der Einrichtung ein völlig neues Gesicht und machte sie zukunftsfähig.
Gleichzeitig war ihm wichtig, die grausame Geschichte dieses Ortes nicht länger zu verschweigen und dem Gedenken an die Opfer hier einen Ort zu geben. Er war einer der Gründungsväter des heutigen Gedenkstättenvereins. Seine Mission war es, aus dem Ort des Todes wieder ein Ort des Lebens zu machen.
Dietrich Sachs war außerdem eine markante Persönlichkeit. Er wusste, was er wollte und hielt mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg, konnte auch laut werden und sich über Dinge ärgern. Dem allen stand voran, dass er vor allem den Menschen mit Behinderungen, die in Grafeneck lebten und arbeiteten nicht nur warme Worte anbieten, sondern ihnen eine wirkliche Perspektive schaffen wollte. Dafür setzte er sich jederzeit ein. Die Kraft dafür schöpfte er aus seinem unerschütterlichen Glauben. Ehrenamtlich engagierte er sich im Kirchengemeinderat von Dapfen und 29 Jahre lang in der evangelischen Landessynode. Bis vor wenigen Jahren hat er hier in Grafeneck noch Gottesdienste gehalten.
Er war nie ein unnahbarer und unfehlbarer Chef, sondern immer jemand, der Kontakte suchte, und mit dem man gern ins Gespräch kam, auch streiten konnte, aber hinterher gerne noch ein Bier trank. Er hat viele der heutigen Mitarbeitenden entdeckt, entwickelt und gefördert. Abstand zu allen irdischen Aufgaben fand Dietrich Sachs in der Fliegerei, seiner große Leidenschaft. Sie erlaubte ihm, all die Belastungen, denen er ausgesetzt war hinter sich zu lassen und hin und wieder „abzuheben“.
Kurz nach seiner Pensionierung verunglückte 2008 seine Frau Gisela bei einem Verkehrsunfall tödlich. Daran hatte er über Jahre schwer zu tragen. Er verbrachte seinen Ruhestand in Dapfen.
Die Stiftung verdankt Dietrich Sachs eine ganze Menge und wird seinen Einsatz und seine Leistungen für Grafeneck nicht vergessen.
Markus Mörike, Regionalleiter