Mit diesem Brauch sind viele Wittlinger groß geworden: Am Heiligen Abend ziehen Pelzmärtle durchs Dorf, klingeln an den Häusern, verteilen Bonbons – und sammeln Spenden, die einem guten Zweck im Ort oder in der Region zugutekommen. Jetzt zum Beispiel dem Alb-Hospiz in Münsingen. Glatte eintausend Euro überreichte ein kleine Wittlinger Abordnung an Nicole Breitling vom Sprecherkreis der Münsinger Alb und Hospiz Stiftung.
Als eine Art urtümlicher Weihnachtsmann ist der Pelzmärtle seit Generationen immer in der Heiligen Nacht in Wittlingen unterwegs, einen Schellengurt um den Leib und ein Dachsfell vor dem Gesicht. Weil durch die schmalen Gucklöcher im Pelz nicht viel zu erkennen ist, begleiten zwei Führer die haarige Gestalt durchs Dorf. Um alle Wittlinger in akzeptabler Zeit besuchen zu können, waren beim letzte Weihnachtsfest fünf Pelzmärtle-Gruppen auf Achse, von sechs Uhr nach dem Gottesdienst bis abends um halb elf.
Für die jungen Wittlinger Männer zwischen 18 und 25 gehört das Pelzmärtle-Gehen einfach dazu. Bei einem Treffen Anfang Dezember wird ausgemacht, wie viele Gruppen gebildet werden und wer wo läuft – und auch, wer sich eins der von den örtlichen Jägern gestifteten Dachsfelle vors Gesicht bindet und den Abend über still ist, damit er nicht erkannt wird. Märtle und Führer gehen von Haus zu Haus, und der „Pelzer“ schüttelt die Leute durch, um böse Geister zu vertreiben. Für welchen Zweck Spenden gesammelt werden, wird jeweils im Vorfeld festgelegt und im Amtsblatt bekanntgemacht.
Im Alb-Hospiz ist die Spende der Wittlinger sehr willkommen. Die Einrichtung der Samariterstiftung bietet Platz für acht schwer kranke und sterbende Menschen, die von einem multiprofessionellen Team versorgt und begleitet werden. Weil die Beiträge der Krankenkassen die Betriebskosten nicht komplett decken, werden jährlich zwischen 60 000 und 70 000 Euro an Spenden für das Hospiz gebraucht. Außerdem unterstützt die Münsinger Alb und Hospiz Stiftung Angebote wie eine Trauerbegleitung für die Angehörigen der hier verstorbenen Gäste.
Foto: Nicole Breitling vom Sprecherkreis der Münsinger Alb und Hospiz Stiftung freut sich über die Spende aus Wittlingen, überbracht von (von links) Ortsvorsteher Markus Mayer, Fabian Flitsch, dem Pelzmärtle (hinter dem Dachsfell steckt Jonas Thum), David Baisch, Patrick Baisch und Janosch Mayer.