Mut zur Innovation und Experimentierfreude

Seit dreieinhalb Jahren ist Dr. Christiane Kohler-Weiß Dekanin im Kirchenbezirk Nürtingen. Vor wenigen Tagen war sie zu Gast auf der Eckbank im Kroatenhof Nürtingen. Im Gespräch mit Moderatorin Anneliese Lieb gab Dr. Kohler-Weiß Einblick in ihren beruflichen Alltag, beantwortete aber auch Fragen zu Weihnachtsbräuchen im Hause Kohler-Weiß.

Die gebürtige Freudenstädterin sprüht vor Lebensfreude und Energie. Nach der Mitgestaltung der Feierlichkeiten zum Lutherjahr 2017 beim Oberkirchenrat in Stuttgart, wo sie viel bewegen konnte, und einer Stelle im Diakonischen Werk Württemberg, bewarb sie sich 2020 als Dekanin im Kirchenbezirk Nürtingen. Ein Amt mit deutlich größerem Gestaltungsspielraum als ein Gemeindepfarramt.

Was gab den Ausschlag für Dr. Kohler-Weiß, sich um die Nachfolge von Michael Waldmann zu bewerben? Die Kollegialität und die gut aufgestellte Verwaltung gaben neben dem lebendigen Stadtgeschehen und der wunderschönen Umgebung den Ausschlag für Nürtingen. Sie genießt es, mit ihrem Mann, der seit 2021 als Pfarrer in Neckarhausen-Raidwangen arbeitet, in der Nürtinger Innenstadt zu wohnen. Die beiden haben drei erwachsene Kinder.

Anneliese Lieb, die ehemalige Redaktionsleiterin der Nürtinger Zeitung, interviewte Christiane Kohler-Weiß 2021 wenige Tage vor der Investitur in der Nürtinger Stadtkirche. Der Amtsantritt der ersten Nürtinger Dekanin fiel mitten in den dritten Corona-Lockdown.
Dr. Kohler-Weiß betonte damals bei ihrem Amtsantritt, dass Innovation und Experimentierfreude notwendig seien, um künftige Herausforderungen besser zu bewältigen. Die Dekanin bedauerte beim Eckbankgespräch, dass die derzeitige Situation in der Evangelischen Kirche dafür wenig Raum lasse. Strukturreformen stünden im Vordergrund. Die Herausforderungen der Gegenwart seien finanzielle Einbußen. Nicht zuletzt aber auch der Mitgliederschwund, für den der demographische Wandel und die Kirchenaustritte verantwortlich seien.

Auch der Pfarrplan 2030 wird in Nürtingen zu großen Veränderungen führen. Die vier Stadtkirchengemeinden werden zu einer Gemeinde fusionieren und statt jetzt vier Pfarrstellen wird es nur noch zwei geben.

Werden die Ehrenamtlichen dann mehr Aufgaben übernehmen müssen? Es werde andere Aufgaben geben, meint Dekanin Kohler-Weiß. Ihre Hoffnung ist, dass die Ehrenamtlichen vermehrt inhaltliche Tätigkeiten übernehmen, die ihren Wünschen und Vorstellungen entsprechen und sich weniger mit Verwaltung und Bauwesen beschäftigen müssen. Des Weiteren werde zunehmend mit Prädikanten gearbeitet werden. Das sind Laien, die nach einer zweijährigen Ausbildung auch Gottesdienste übernehmen können. Nach besonderen Schulungen können sie zukünftig voraussichtlich auch Beerdigungen abhalten.

Die Experimentierfreude, die Frau Dr. Kohler-Weiss besonders am Herz liegt, lebt aber mehr in neuen Formen des Gottesdienstes, wie zum Beispiel in den Tauffesten von denen in den letzten Jahren auch drei in Nürtingen stattgefunden haben. „Bei einem Tauffest in Wendlingen gab es sogar 40 Täuflinge“, freut sich die Dekanin über die Resonanz.

Was gibt ihr die Kraft, ihr großes Aufgabenpensum zu erledigen? Ganz besonders wichtig ist ihr das Singen. Sie singt in der Nürtinger Kantorei und warb gleich für das diesjährige Konzert am 8. Dezember, bei dem das Weihnachtsoratorium von Bach gesungen wird. Schon in Freudenstadt hat sie im Chor gesungen und während ihres Studiums hat sie im Tübinger Kammerchor ihren Mann kennengelernt.

Und wie erlebt sie mit ihrer Familie Weihnachten? Da sowohl sie als auch ihr Mann über die Weihnachtsfeiertage Gottesdienste halten, richtet sich das Feiern in der Familie nach den beruflichen Verpflichtungen. Christiane Kohler-Weiß freut sich, dass ihre Kinder zum Fest zu Besuch kommen. Zeit nimmt sie sich, um die Wohnung rechtzeitig weihnachtlich zu schmücken. Da sie im Advent wenig Zeit hat, Weihnachtsmärkte zu besuchen, fände sie es gut, wenn die Märkte über die Festtage hinaus geöffnet hätten, da die Weihnachtszeit ja bis Lichtmess, also bis Anfang Februar gehe. Dann wäre nach den Feiertagen noch Zeit für ein genussvolles Miteinander – auch für Pfarrfamilien.

 

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